Richtfest in Embsen – ein Mutmacher-Tag!

Mutlosigkeit, Nörgelei und miese Stimmung im Lande? Nicht in Embsen! Dort wurde am vorigen Freitag ein großes Richtfest mit viel Prominenz im neuen Gewerbegebiet „Lüneburg Süd“ gefeiert.
150 Gäste kamen auf Einladung der Lüneburger Unternehmen DATACOLOR, lowcotel und lowcotel solutions, die dort ihre neue gemeinsame Heimat bauen. Um es vorwegzunehmen: Es wurde ein Tag der Freude, der Zuversicht und des Aufbruchs.
 
„Es ist schön, an diesem Tag hier zu sein. Denn es tut gut, dass Unternehmer wie Sie den Mut haben, an dieser Stelle zu investieren“, sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (Foto, l.), an Bauherr Alexander Diercks (Foto, r.) und Ehefrau Steffanie Diercks (Foto, 2. v. r.) gewandt. Der Minister fühlte sich abseits des Politiker-Alltags sichtlich wohl in Embsen: „Das ist hier heute ein Mutmacher-Tag!“
 
Zur heiteren Stimmung trugen die perfekte Organisation, das sympathische Ambiente und nicht zuletzt die Moderation von NDR-Reporter Albrecht Breitschuh bei, der kenntnisreich und professionell, zugleich locker und unterhaltsam durch den Nachmittag führte.
 
Zu Anfang rief Breitschuh, der nebenan in Häcklingen wohnt, Alexander Diercks zum Interview auf der Bühne: „Wie fühlst Du Dich?“ Der Bauherr überlegte kurz: „Das ist schon ein besonderer Moment. Was hier entsteht, mit diesem Tempo, das ist unglaublich. Das macht mich auch stolz. Ich bin ja keiner, der immer nur darüber redet, was alles nicht funktioniert. Ich sage lieber: ab nach vorne!“ Da war der ehemalige LSK-Kicker Diercks schon in der Fußballsprache. Er grinste: „Meine Mitarbeiter sagen immer: Er schießt die Bälle nach vorne – und dann müssen wir alle hinterherlaufen.“ Und der Chef versprach gleich mal: „Das wird auch so weitergehen!“ Heiterkeit und Beifall im Publikum.
 
Dass Diercks große Bauten kann, hat er schon in der Goseburg bewiesen, wo er das dreigeschossige Gewerbe- und Vereinsgebäude errichtete. Da hat er viel gelernt: „Ich will keine Interna ausplaudern, aber das war nicht ganz einfach. Dagegen erlebe ich in Embsen eine Geschwindigkeit und ein Miteinander mit Politik und Kreisverwaltung, das ist schon absoluter Wahnsinn. Es macht jeden Tag Freude, auf der Baustelle zu sein.“
 
Das habe er in Lüneburg anders erlebt: „Aber wer mich kennt, der weiß: Je mehr Steine mir in den Weg gelegt werden, desto bissiger werde ich. Die Goseburg habe ich durchgezogen – in Embsen macht es richtig Spaß.“
 
Breitschuh fragte auch nach DATACOLOR. Dort war Diercks einst Azubi, vor drei Jahren rettete er die Firma aus der Insolvenz. „Du scheinst ja eine romantische Beziehung zu DATACOLOR zu haben – weiß Deine Frau davon?“, wollte der Moderator wissen.
 
Diercks lachte: „Steffi hat mich ja als DATACOLOR-Lehrling kennengelernt. Ich habe DATACOLOR gekauft, als es kein anderer gewagt hat. Damals dachte ich, dass Corona sechs bis neun Monate dauert. Es wurden drei Jahre … Das war eine echte Herausforderung. Dazu der Ukraine-Krieg. Aber wir haben das gemeistert. Es kamen wieder Aufträge, und da haben alle mitgezogen, auch mal länger gearbeitet. Ich habe ein Team, auf das ich mich verlassen kann und auf das ich stolz bin.“
 
Nach diesem Einstieg bat Breitschuh auch DATACOLOR-Geschäftsleiter Stefan Spieß (Foto, 2. v. l.) und Uwe Hünert, den Bereichsleiter des Willi Meyer Bauunternehmens, auf die Bühne. Hünert lieferte beeindruckende Zahlen: „Bisher haben wir hier 11.500 Kubikmeter Erde bewegt, das sind 640 Sattelzüge. Wir haben 500 Kubikmeter Stahlbeton gegossen, es kommen nochmal 1000 dazu, das sind dann 195 Betonmischer.“ Dazu über 200 Tonnen Stahl. Eine komplizierte Logistik, die bisher perfekt geklappt hat. „Ja, das ist hier nicht Stuttgart 21“, sagte Breitschuh. Applaus.
 
Überhaupt schwärmte Hünert: „Eine so vorbildliche Baustelle habe ich in meiner gesamten Berufslaufbahn noch nicht erlebt. Dazu trägt Alexander Diercks mit seiner Entschlussfreudigkeit und seinem Optimismus maßgeblich bei. Wir haben uns ja erst vor einem Jahr kennengelernt. Alles, was er damals zugesagt hat, hat er eingehalten. Großes Vertrauen trägt diese Baustelle – an jeder Stelle, es gab nie Stress.“
 
Der Bauherr reichte das Lob gern weiter: „Ich habe in Lüneburg ja nicht so gute Erfahrungen gemacht.“ Er nannte die Sparkasse Lüneburg nicht, sagte aber: „Ich bin sehr happy, dass der Vorstand der Sparkasse Walsrode heute hier ist. Wie die eingesprungen und mit mir umgegangen sind, das war einfach sensationell.“ Riesenbeifall. Auf das Thema Sparkasse gingen andere Redner noch intensiver ein, davon später mehr.
 
Diercks dankte auch Samtgemeindebürgermeister Peter Rowohlt und den Mitarbeitern in der Verwaltung, ebenso Embsens Bürgermeister Stefan Koch, den Mitarbeitern der Kreisverwaltung, die seinen Bauantrag in drei Monaten bearbeiteten und genehmigten, dem Landtagsabgeordneten Philipp Meyn und Minister Olaf Lies für Unterstützung.
 
In der Talkrunde ging das Mikro an DATACOLOR-Geschäftsleiter Stefan Spieß. Der erklärte, was DATACOLOR in Embsen vorhat: „Zum Glück ist noch nicht alles digital. Wir produzieren Mitgliedskarten, Gutscheincards, Werbebriefe und so weiter, erledigen den täglichen Postversand für unsere Kunden. Dabei versuchen wir den Spagat zwischen anlog und digital, bieten beides an. Für lowcotel und lowcotel solutions übernehmen wir das Fulfillment.“
 
Dazu entstehen in Embsen die Produktionsstätte sowie die Lagerhalle mit 2400 Palettenplätzen in Hochregalen – für den Eigenbedarf und zur Vermietung. Der jetzige Standort im Hafen ist dafür nicht mehr geeignet: „Im Sommer wird es so heiß, dass die Maschinen aussteigen und auch die Mitarbeiter gekühlt werden müssen.“ Woher kommen die Kunden? „Von Flensburg bis München, von Köln bis Berlin. Unser Arbeitsplatz ist Deutschland“, sagte Spieß.
 
Bei allem, was DATACOLOR, lowcotel und lowcotel solutions planen, spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle. Alexander Diercks: „Ein ganz wichtiges Thema, wenn man bedenkt, dass die Produktion eines iPhones 60.000 Liter Trinkwasser verbraucht. Deshalb kann es nicht angehen, dass ein Smartphone nach 24 Monaten im Abfall landet.“
 
Sondern? „Wir sorgen künftig in Embsen dafür, dass Smartphones refresht und wieder auf den Markt gebracht werden oder dass sie in ihre Rohstoffe zerlegt und zum Bau neuer Geräte verwendet werden. Mit diesem Anliegen ist ein großer Netzbetreiber auf uns zugekommen. Dafür wird Embsen die Werkbank sein. Wir werden die neuen Geräte mit Folie, Schutzhülle und Sicherheitssoftware versehen und direkt zum Endkunden schicken. Hinterher nehmen wir sie zurück, löschen die Firmensoftware datenschutzkonform und recyceln.“
 
Diercks erwartet für den neuen Standort: „Da steht uns vielleicht noch eine ganz andere Größenordnung bevor. Wir gehen da mit Respekt ran. Wenn uns die Welle trifft, wollen wir gewappnet sein und alles logistisch professionell umsetzen können“, beendete Diercks die Talkrunde mit einem vielversprechenden Blick in die Zukunft.
 
Anschließend bat Albrecht Breitschuh den Wirtschaftsminister ans Mikro. Olaf Lies lobte zunächst die Samtgemeinde Ilmenau: „Es war eine kluge Entscheidung, hier in ein neues Gewerbegebiet zu investieren und so Unternehmern eine Chance zu geben.“ Die Bürgermeister Peter Rowohlt und Stefan Koch hörten es gern.
 
Dann wandte sich Lies an Familie Diercks: „Es ist toll, Unternehmer mit soviel Mut und Engagement kennenzulernen.“ Deshalb habe er das Projekt unterstützt. Warum denn genau, hakte Breitschuh nach. „Naja, Herr Diercks ist schon sehr überzeugend. Er hat in schwierigen Zeiten bewiesen, wie Zukunft funktionieren kann. Sein Businessplan war durchdacht, er hat ihn schlüssig dargelegt. Ich habe gleich gemerkt, dass da jemand ist, der sich Gedanken über das Gesamtkonzept macht. Ich bin sicher, dass es erfolgreich sein wird.“
 
Lies hatte übrigens wenig Probleme, das Geschäftsmodell von Diercks zu kapieren. Er hat eine Lehre als Funkelektroniker absolviert, später Elektrotechnik studiert, ist in den Semesterferien auf Montage gegangen, kennt also Baustellen von innen. „Es ist gut, ein Gefühl für die Praxis zu haben, das hilft im Gespräch mit Menschen“, sagte Lies.
 
Dazu hatte der Minister anschließend Gelegenheit, denn es ging raus zur Zeremonie des Richtspruchs. Den hielt Polier Sven Reepschläger. Er hat das schon öfter gemacht – auch die drei Korn getrunken, die zum Ritual gehören. Anschließend ergriff Per Carsten Meyer das Wort. Der Geschäftsführer des Uelzener Bauunternehmens Willy Meyer lobte die Zusammenarbeit mit dem Bauherrn und den anderen Handwerkern. Er bedankte sich bei Alexander Diercks für das Vertrauen, auch dafür, dass der Bauherr den Meyer-Fachleuten viel Freiheit bei der Planung gelassen habe. Dreieinhalb Monate nach den ersten Arbeiten schon Richtfest – das erleben auch die Profis von Willy Meyer Bau nicht so häufig.
 
Per Carsten Meyer war nicht der einzige Redner an diesem Tag. Den Reigen der Grußworte eröffnete die Erste Kreisrätin Yvonne Hobro: „Vor vier Monaten der erste Spatenstich, heute schon Richtfest – dieses Tempo passt zu Ihnen, Herr Diercks! Sie sind ein Mann der Tat, da wird nicht lange gefackelt, sondern gemacht. Sie haben DATACOLOR gerettet und weiterentwickelt, jetzt führen Sie ihre Unternehmen in Embsen zusammen – klima- und CO2-neutral, alles sehr beeindruckend. Wir freuen uns, dass Sie im Landkreis Lüneburg bleiben!“
 
Samtgemeindebürgermeister Peter Rowohlt eilte anschließend hochmotiviert aufs Podium und zeigte nach hinten: „Früher standen da eine Munitions- und eine Chemiefabrik. Wenn wir hier heute Richtfest für eine Chemiefabrik feiern würden, wäre die Stimmung wohl nicht so freudig. Stattdessen bekommen wir hier sauberes Recycling, das brauchen wir. Ich spüre auch keine Mutlosigkeit, wenn ich sehe, wer hier schon Grundstücke gekauft hat. Und wenn ich sehe, dass die Sparkasse Walsrode hier ist, die den Mut hatte einzuspringen, als die Sparkasse Lüneburg kalte Füße gekriegt hat. Alles Leute, die Mut haben. Das wird ein Vorzeigegebiet für den Landkreis. Dass sich DATACOLOR und lowcotel für Embsen entschieden haben, macht mich besonders stolz.“
 
Auch Landtagsabgeordnete Anna Bauseneick von der CDU war voll des Lobes: „Das Richtfest ist ein besonderer Meilenstein bei der Fertigstellung eines wirklich großartigen Bauprojekts. Sie haben den ambitionierten Zeitplan eingehalten, weil alle Hand in Hand gearbeitet haben. Hier entsteht etwas Großes für die Region, vor allem auch für die Zukunft. Sie leisten einen maßgeblichen Beitrag für die Wirtschaft und die Innovationskraft vor Ort. Ich freue mich, dass Sie in der Region bleiben.“
 
Eine sportliche Komponente brachte der SPD-Landtagsabgeordnete Philipp Meyn ins Spiel: „Alex und ich haben uns auf dem Fußballplatz kennengelernt. Das verbindet. Dann habe ich gesehen, wie er mit Engagement und großem Willen das Bauprojekt Goseburg durchgebracht hat. Das hat bei mir tiefen Eindruck hinterlassen. Ich war glücklich, dass ich ihn auf seinem Weg nach Embsen begleiten konnte. Hier entstehen zukunftsfähige Arbeitsplätze, die das Einkommen von Familien sichern. Jetzt muss nur noch die Bahn zu einem nachhaltigen Unternehmen fahren, das hat Strahlkraft. Insofern entsteht hier etwas ganz Tolles!“
 
Das empfindet auch Jürgen Enkelmann, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Lüneburg: „Heute gibt es wirklich einen Grund zum Feiern! Danke für Ihren Mut. Samtgemeinde, Landkreis und Gemeinde haben mitgezogen, auch wir werden Sie weiter unterstützen. In drei Monaten eine Baugenehmigung, das ist ein Paradebeispiel, dass in Deutschland mehr geht. Auch ich danke der Sparkasse Walsrode, dass sie eingesprungen ist. Wir hätten uns einen lokalen Partner gewünscht, sind Ihnen aber sehr dankbar. In Lüneburg müssen wir das künftig geschmeidiger hinkriegen.“
 
Die nächste Watsche für die desinteressierte Sparkasse Lüneburg. Besonders bemerkenswert, weil sie von einem Mann kommt, dessen Wirtschaftsförderung ein Schwesterunternehmen der Sparkasse Lüneburg ist.
 
Das Schluss-Grußwort gehörte dem Minister: „Es gibt Tage mit vielen Gesprächen, da geht nichts voran. Heute kommen wir zusammen und merken: Es geht voran! Wir wären nicht hier, wenn Sie, Herr und Frau Diercks, nicht den Mut hätten zu sagen: Wir sehen eine Perspektive – nicht für ein Geschäftsmodell oder Produkt, sondern für die Menschen, die bei Ihnen arbeiten. Herzlichen Dank, das ist nicht selbstverständlich.“
 
Lies dankte auch den Mitarbeitern in den Verwaltungen für ihr Arbeitstempo: „Darauf können wir auch mal stolz sein und nicht immer nur schimpfen.“ Er vergaß auch nicht seine Ex-Kollegen vom Bau: „Ihr habt mit unglaublicher Geschwindigkeit gearbeitet, sehr guter Job! Vielen Dank an Euch, dass Ihr die Arbeit macht.“
 
Dann gab’s noch eine Überraschung für die Chefs. Lowcotel-Prokurist Daniel Ecklebe ergriff das Mikro: „Wir vom Team lowcotel möchten Euch ganz herzlich für das Vertrauen und die tollen Arbeitsbedingungen danken. Danke auch an Alex, dass es nie langweilig wird. Mit immer neuen Visionen sicherst Du unsere Arbeitsplätze und schaffst neue. Das ist heute eine Meilenstein in der Firmengeschichte. Herzlichen Glückwunsch!“
 
Dann überreichten die Mitarbeiterinnen Rabea Jürgens und Jaqueline Raichle zwei wunderschöne Blumensträuße an Stephanie und Alexander Diercks. Mit innigen Umarmungen.
 
Rührender Abschluss eines tollen Tages, den Moderator Albrecht Breitschuh mit der Freigabe des köstlichen Schlachter-Pröhl-Buffets noch krönen konnte. Was für ein schönes Richtfest!
 
Text: Jürgen Poersch
Fotos: Frank Lübberstedt, Jürgen Poersch

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